Jobwechsel begründen: 10 absurd gute Antworten für Bewerber
Warum haben Sie damals den Job gewechselt? – Eine Standardfrage in jedem Vorstellungsgespräch. Mancher Personaler treibt es so weit und erwartet von Bewerbern für jeden noch so kleinen Schritt im Lebenslauf zurück bis zum Abitur eine plausibles Begründen aller Jobwechsel. Viele Bewerber zucken bei dieser Frage ängstlich zusammen, denn sie können ja schlecht sagen, dass die Kollegen sie fies gemobbt haben, der cholerische Chef sie vor die Tür gesetzt hat, die Bezahlung einfach zu mies war, sie überfordert waren oder es ihnen zu langweilig wurde. Um für die Zukunft gut gerüstet zu sein, sind hier meine 10 absurd schrägen Antworten für Ihre weiße Weste als Bewerber.
Achtung! Beitrag kann Spuren von Schwachsinn enthalten. Bitte bis zum Schluss lesen!
Jobwechsel begründen: 10 schräge Antworten für Ihr nächstes Bewerbungsgespräch
1. Ich habe gelesen, man muss alle drei Jahre den Arbeitgeber wechseln
Dieses Alibi ist Ihr Trumpf, Ihr Joker. Sie haben es ja schließlich schwarz auf weiß, dass Karriereexperten sagen, mehr als drei Jahre im gleichen Job sind kritisch. Und Sie sind in bester Gesellschaft, denn wer bleibt denn heute noch von der Lehre bis zur Rente bei einem Arbeitgeber? Die Unternehmen fordern ja schließlich seit Jahren mehr Flexibilität von ihren Mitarbeitern, also kann es ja auch kein Problem sein, alle paar Jahre einfach mal so zu wechseln, oder? Das Tolle an diesem Jobwechsel-Grund: Damit beantworten Sie gleich auf einen Schlag die vielen anderen Jobwechsel in Ihrem Zick-Zack-Lebenslauf.
2. Mein/e Partner/in hat den Job gewechselt, da bin ich mit umgezogen
Ich erlebe es häufig, dass Bewerber (Männer und Frauen) aus partnerschaftlichen oder familiären Gründen den Arbeitgeber wechseln. Weil der Partner ein attraktives Job-Angebot in einer anderen Stadt angenommen hat, weil es das Ziel war, näher bei den Eltern zu wohnen oder weil es aus der Stadt aufs Land oder umgekehrt gehen sollte. Sicherlich lässt auch dieser Grund bestimmte Rückschlüsse auf Ihre Persönlichkeit oder Ihr Verhalten als Arbeitnehmer zu, doch solche Interpretationen halte ich aus Recruiter-Sicht für reichlich gewagt.
3. Sie wollten mich von Köln nach Düsseldorf versetzen
Auch wenn es nicht ausgerechnet Köln und Düsseldorf sind, Arbeitgeber verlegen schonmal ihre Standorte. Wer nicht freiwillig mitzieht, der landet auf der Straße oder in einer Auffanggesellschaft. Nach dem Fall der Mauer haben viele Unternehmen besonders personalintensive Tätigkeiten nach Ostdeutschland verlagert. Für mich als Recruiter wäre es heute total verständlich, wenn Sie 1992 nicht von München nach Leipzig haben umziehen wollen (nur ein Beispiel, Leipzig ist heute eine wirklich schöne Stadt!).
4. Der Weg zur Arbeit wurde mir nach fünf Jahren einfach zu langweilig
Sie kannten jede Ampel mit der Dauer ihrer Rotphase, jeden Morgen beim Bäcker hat Ihnen die gleiche Verkäuferin Ihr belegtes Brötchen geschmiert, Sie parkten von Beginn an immer auf Parkplatz Nr. 14 und konnten die Treppenstufen bis hoch in Ihr Büro im Schlaf zählen. Es wurde einfach Zeit für einen Tapetenwechsel im Beruf.
5. Meine Katze wurde schwer krank, da habe ich ein Sabbatical eingelegt
Da stecken Sie ja nun wirklich nicht drin, wenn Ihre Katze, der Kanarienvogel oder der geliebte Wauzi krank werden. Ein guter Grund, den Job hinzuwerfen und sich voll und ganz der häuslichen Pflege zu widmen. Außerdem: Sabbaticals sind gerade sowas von in Mode, damit bekommen Sie jede längere Durststrecke und Lücke im Lebenslauf ganz charmant wegargumentiert.
6. Mein Chef hat gewechselt und ich mochte das After Shave des Neuen nicht
Was können Sie dafür, wenn sich Ihr alter Chef entscheidet zu gehen und Sie den Neuen partout nicht riechen können? Besonders dann, wenn Ihr Chef gleich nebenan oder mitten im modernen Großraumbüro dabei sitzt, kann es unerträglich werden. Am besten schnuppern Sie gleich im ersten Bewerbungsgespräch mal beim potenziellen Chef und testen eine Nase vom neuen Stallgeruch.
7. Vom Essen in der Kantine habe ich 30 Kilo zugenommen, das ging so nicht weiter
Ja ja, das Essen im Betriebsrestaurant kann ein echter Kündigungsgrund sein. Mancher Koch glaubt doch tatsächlich, Schreibtisch-Täter brauchen täglich ordentlich was auf den Teller. Und selbst die von der Personalabteilung angebotenen Fitness-Angebote zum betrieblichen Gesundheitsmanagement haben gegen die beginnende Fettleibigkeit nicht mehr geholfen. Machen Sie Ihrem neuen Arbeitgeber aber unbedingt klar, dass Ihre Cholesterin- und Blutdruckwerte inzwischen wieder auf Normalniveau sind.
8. Meine 6-jährige Schwester hat aus Versehen die Kündigung weggeschickt
Wer rechnet schon damit? Sie hatten für den Ernstfall vor Jahren mal ein Kündigungsschreiben verfasst und Ihre kleine unschuldige Schwester hat es dann entdeckt. Zu dumm, dass die damalige Personalchefin Juristin ist und es mit der rechtlichen Zustellung von Dokumenten ganz genau genommen hatte. Tja, manchmal braucht es eben Ereignisse von außen, um endlich den längst fälligen Absprung zu schaffen.
9. Ich hatte einen Arbeitsplatz mit Teppichboden und bekam eine Bürostauballergie
Wussten Sie, dass das Pendant zum Hausstaub der Bürostaub ist und genauso allergische Reaktionen hervorrufen kann? Ob im Teppichboden, auf Aktenordnern oder im Bezug des abgeranzten Bürostuhls: Überall lauern diese gemeinen Bürostaubmilben. Wer hier eine schlimme Allergie entwickelt, dem bleibt nur der Wechsel zu einem saubereren Arbeitgeber.
10. Ich habe beim Ausstand zu viel getrunken und erinnere mich nicht mehr
Tja, wenn Ihnen der Grund für einen Jobwechsel gar nicht mehr einfällt, dann bleibt nur temporärer Gedächtnisverlust. Je weiter der Jobwechsel in Ihrer Vergangenheit liegt, desto glaubhafter wird dieses Alibi. Was sollen Sie noch dazu sagen, wenn Sie einfach nicht mehr wissen, warum Sie vor 23 Jahren von der Firma X ausgerechnet zum größten Wettbewerber gewechselt sind?
Achtung! +++ Warnhinweis +++
Ich gebe zu, meine Phantasie ist bei diesem Beitrag mal wieder mit mir durchgegangen. Natürlich sollten Sie vor allem bei den letzten der zehn Gründe genau überlegen, ob Sie sie wirklich in den Mund nehmen. Nein! Ich rate sogar ausdrücklich davon ab! Ihre Gesprächspartner werden sich veräppelt fühlen und Sie können Ihre Sachen als Bewerber packen.
Dennoch: Auch in Schwachsinn steckt Sinn
Ich halte die Frage nach den Jobwechselgründen im Bewerbungsgespräch für ein Relikt alter „Bewerber-Verhöre“ und heute für überflüssig bzw. in dieser Form für nicht mehr angebracht. Was geht es einen neuen Arbeitgeber an, warum die früheren Arbeitsverträge beendet wurden? Warum sollen Sie sich als Arbeitnehmer für die Vergangenheit rechtfertigen? Denn dieses Gefühl haben die meisten Bewerber bei dieser Frage.
Aus meiner Sicht geht es guten Personalern heute auch gar nicht um Ihre rechtfertigenden Erklärungen, sondern sie möchten erfahren, was Sie im Beruf motiviert und warum Sie sich für die berufliche Entwicklung entschieden haben, die den Personalern als Lebenslauf vorliegt. Es geht um das Verstehen Ihrer Ziele im Beruf, Ihrer Perspektive auf Karriere und persönliche Entwicklung sowie auch um Ihr Selbstbewusstsein und die Art, wie Sie mit den früheren Jobwechseln heute umgehen. Doch dann bin ich der Meinung, sollten Recruiter anders fragen.
Für viele Bewerber ist das Ende eines Arbeitsverhältnisses auch Jahre später noch als negatives Erlebnis im Gedächtnis. Weil ihnen gekündigt wurde, sie selbst aus Frust, Enttäuschung, Überforderung, Langeweile oder Angst gekündigt haben oder weil es einfach am Ende nicht mehr passte. Unemotional sachlich darüber im Gespräch bei einem potenziellen neuen Arbeitgeber zu sprechen, das fällt besonders Bewerbern schwer, die schon lange auf der Suche und mit der Zeit immer stärker in eine Bittsteller-Haltung gerutscht sind. Außerdem weiß jeder Bewerber heute, dass es einer der größten Fehltritte ist, über den Ex-Arbeitgeber schlecht zu sprechen.
Was also dürfen und sollten Sie aus meiner Sicht sagen?
Jobwechsel begründen: So schaffen Sie als Bewerber Klarheit
Machen wir uns nichts vor, Sie werden weiterhin in fast jedem Vorstellungsgespräch mit der Frage nach der Wechselmotivation konfrontiert werden. „Das geht Sie gar nichts an!“ ist sicherlich keine gute Antwort – auch wenn ich persönlich der Meinung bin, es wäre die richtigere Reaktion. Aber dann können Sie sich das Absageschreiben gleich in der Personalabteilung aushändigen lassen.
Hier sind (ernst gemeinte) Tipps, wie Sie einen Jobwechsel gut begründen können:
Schaffen Sie eigene Klarheit und gewinnen Sie Abstand von Ihren Ex-Arbeitgebern
Solange Ihnen die Kündigung des Ex-Arbeitgebers noch emotional negativ nachhängt und Sie vor lauter Wut heulen könnten, wird es Ihnen nicht gelingen, im Bewerbungsgespräch souverän zu bleiben. Manche Trennungen, ob privat oder auch im Beruf, rufen Trauer, Schmerz oder Wut hervor, können später jedoch auch zu Zuversicht und Freude auf Neues führen, das sind normale emotionale Phasen. Verarbeiten Sie als Bewerber auf neuer Jobsuche die alten Trennungen für sich, damit Sie nicht beim kleinsten Pieks des Personalers in Tränen oder Wut ausbrechen. Erst wenn Sie selbst Klarheit über die Vergangenheit gewonnen haben, können Sie auch im Gespräch über Ihre Zukunft für Klarheit sorgen.
Schaffen Sie Klarheit über die echten Hintergründe der Jobwechsel-Frage
„Warum haben Sie damals den Arbeitgeber verlassen?“ – Das kann alles und nichts bedeuten. Um herauszufinden, was wirklich hinter dieser Frage steckt, könnten Sie als Bewerber fragen: „Was genau interessiert Sie an diesem Jobwechsel?“ oder „Warum sind die Arbeitgeberwechsel aus der Vergangenheit für Ihre heutige Entscheidung von Interesse?“ Damit signalisieren Sie, dass Sie sich nicht so einfach in die Erklärungs- und Rechtfertigungsposition begeben und erst verstehen möchten, was der Hintergrund dieser Frage ist, bevor Sie antworten. Vielleicht haben Sie ja auch echt Lust, die Wechsel aufzuklären. Dann …
Erklären Sie, was Sie erklären können
Auch wenn viele meiner Alibi-Ideen schwachsinnig klingen, steckt doch hinter den meisten Ansätzen auch ein Funke Wahrheit. Warum nicht zugeben, dass Sie sich nach vielen Jahren beim gleichen Arbeitgeber gelangweilt haben? Was spricht dagegen, wegen des Partners oder der Partnerin die Stadt zu wechseln? Und auch der Wechsel des Vorgesetzten ist für manchen Angestellten ein Grund, ebenfalls das Unternehmen zu verlassen. Warum nicht erklären, Angehörige gepflegt zu haben, sich eine längere Auszeit gegönnt oder etwas von der Welt gesehen zu haben? Selbst wenn Sie sich nach einem moderneren Büro gesehnt haben, kann auch dies ein persönlicher Wechselgrund sein.
Erklären Sie nicht, was Sie nicht erklären möchten
Nochmal: Es geht keinen neuen Arbeitgeber etwas an, warum Ihnen gekündigt wurde oder weshalb Sie mit dem Ex-Chef im Streit auseinander gegangen sind. Ebenso wenig, warum Sie sich aus privaten Gründen entschieden haben, in eine andere Stadt zu ziehen und daher einen Job aufgegeben haben – wenn Sie dies nicht freiwillig preisgeben möchten. Wenn Sie im Job-Interview darüber nicht sprechen möchten, dann ist es Ihr gutes Recht, dies zum Ausdruck zu bringen: „Dahinter steckten private Gründe und darüber möchte ich hier heute nicht sprechen.“ Oder: „Es hat nicht mehr gepasst, mehr möchte ich dazu heute nicht sagen.“
Um diese von Ihrem Gegenüber möglicherweise als negativ empfundene Reaktion nicht im Raum stehen zu lassen, empfehle ich …
Lenken Sie den Blick von der Vergangenheit auf die Zukunft
Ich frage mich oft, warum sowohl in Anschreiben als auch in Bewerbungsgesprächen so viel über die Vergangenheit gesprochen wird. Sie ist Geschichte. Die Zukunft ist doch eigentlich viel interessanter: Was wird Sie im neuen Job motivieren, Ihrem Arbeitgeber treu zu bleiben? Was ist Ihnen in Zukunft besonders wichtig? Was sollte Ihr neuer Arbeitgeber über Ihre Karrierepläne wissen? Wie werden Sie den Anforderungen an die Position gerecht werden können? Wie kann Ihr Arbeitgeber Sie in Ihrer Weiterentwicklung unterstützen?
Mein Tipp: Wühlen Personaler aus Ihrer Sicht zu lange in der Vergangenheit auf der Suche nach dem Warum, dann sorgen Sie als Bewerber selbst für einen Perspektivwechsel zum Wohin. Sprechen Sie es an und schlagen Sie vor, doch lieber in die hoffentlich gemeinsame Zukunft zu blicken.
(Titelbild: 123rf.com, #19687647, bowie15)
Nun, diese Frage halte ich wirklich schon seit Jahren für überholt. Schließlich fordert die Industrie schon seit x-Jahren Mitarbeiter mit viel Erfahrung. Gleichzeitig wird aber jedem, der lange bei einem Unternehmen war, ein Tunnelblick und Angst vor Veränderung nachgesagt.
Wechselt man aber seinen Arbeitgeber,kommen immer diese Fragen und es wird unterstellt, dass man es aus irgendeinem persönlichen Mangel nicht schafft länger bei einem Arbeitgeber zu bleiben.
Ich weiß ja nicht, wer die Fragenden unterrichtet hat, aber modernes Denken ist das nicht.
Deutschland ist nun mal konservativ eingestellt. Aber manchmal macht es mehr den Eindruck als wüsste keiner mehr was er eigentlich fragen sollte und was er will.
Ob einem dabei etwas unterstellt wird, ist eine Sache (das halte auch ich für idiotisch). Aber die Art, wie etwas gesagt wird, und auch ein bisschen der Grund, der genannt wird, geben Hinweise, wo man genauer hinschauen könnte: Wird Unzufriedenheit mit dem alten Unternehmen genannt, könnte das auf einen Nörgler, einen ehrgeizigen Mitarbeiter oder jemandem, der gegen seinen Willen ging (und Schuld bei anderen sucht) hinweisen. Wohlgemerkt: „könnte“! War der Mitarbeiter dagegen zufrieden mit dem Unternehmen, ist er entweder ein professioneller Täuscher (aka guter Verkäufer) oder es gab jobfremde Gründe (also Alarmsirenen aus). Insofern kann die Frage, im Zusammenhang mit vielen anderen (und niemals als Aussage alleine!), hilfreich und somit sinnvoll sein.
Und wie immer: Jede Frage sagt auch viel über den Fragenden aus. Hat der sich überlegt, dass man gar nicht vor ihm/ihr sitzen würde, wenn man nie den Job wechseln würde?
Vielleicht sollte man – unhöflich sicher, aber dennoch korrekt, wie im Artikel geschrieben mit einer Gegenfrage antworten: „Sie möchten erfahren, was mich im Beruf motiviert und warum ich mich für die berufliche Entwicklung entschieden haben, die Ihnen als Lebenslauf vorliegt?“.
Das vermag den Personaler zwingen, seine Frage umzuformulieren. Was halten Sie davon?
Wenn dies die Frage ist, die Ihnen als Bewerber in diesem Moment durch den Kopf geht und Sie mit der zu allgemeinen Standardfrage nichts anfangen können, sollten Sie das tun. Trifft für jede Frage im Vorstellungsgespräch zu, die Sie als Bewerber nicht verstehen bzw. bei der Ihnen nicht klar ist, was der Hintergrund, Sinn und Zweck ist. Besser nachfragen, als mit einer ebenso schwammigen Antwort zu antworten.
Hallo HAL9000,
wenn Sie so eine Gegenfrage stellen, müssen Sie damit rechnen das Vorstellungsgespräch sofort verlassen zu dürfen…
…dann war auch die Bewerbung Zeitverschwendung.
Wenn überhaupt, sollte der letzte Teil im Satz weggelassen werden. Dann vielleicht.
Hallo Jürgen,
das sehe ich anders. Woher wissen Sie so genau, was „erlaubt“ ist und was nicht. Ich bin der Meinung, in einem guten Gespräch sind alle Fragen (von beiden Seiten) erlaubt, die wichtig sind, um eine sinnvolle Antwort zu geben bzw. für die Entscheidung für oder gegen eine Position.
Viele Grüße
Bernd Slaghuis
Sehe ich genauso – als erfahrener HR Recruiter habe ich es geschätzt, wenn nachgefragt wurde. Das zeigte mir, dass der Bewerber nicht nur zuhört und nickt, sondern sich auch Gedanken dazu macht. Abgesehen davon, dass ich mich auch ernster genommen fühlte, wenn durch die Nachfrage eine verwertbare Antwort kam und nicht irgendeine unbedeutende Freundlichkeitsfloskel.
Diese Stellenwechselfrage ist allerdings wirklich nicht mehr update (ich selbst stellte Sie nicht mehr) bei der heutigen generellen Schnellebigkeit. Genauso blöd finde ich auch die Frage, wo man sich denn in 5 Jahren sieht… Dazu habe ich als Bewerber mit 3-Jahres-Durchschnittsanstellungen im CV jeweils geantwortet: Wenn es Ihre Firma bis dahin noch gibt, dann hoffentlich noch bei Ihnen als zufriedene Mitarbeiterin – tatsächlich waren alle 6 vergangenen Arbeitgeber nicht mehr existent: Reorganisiert, Fusioniert, Verkauft, etc….
Die oben genannten Beispiele halte ich nicht grundsätzlich für abwegig. Beim Vorstellungsgespräch hat man ja auch die Möglichkeit sich ein Bild über das Unternehmen zu machen und die beteiligten Personen einzuschätzen. Oftmals hilft gerade eine Bemerkung, die eigentlich „daneben“ ist, um unter vielen Bewerbern in Erinnerung zu bleiben.
Beispiel: Ich durfte einmal Mäuschen spielen, als ein kleines Maschinenbauunternehmen jemanden interviewt hat. Das Unternehmen: 60 Mitarbeiter, 99.9% männlich, der Chef Mitte 50 hat schon beim Beginn des Interviews die Sekretärin von oben herab behandelt („Mäuschen, holst mal schnell ’nen Kaffee“).
Auf die besagte Frage, warum eine Stelle gewechselt wurde hat der Bewerber rotzfrech geantwortet: „Nachdem alle Frauen im Unternehmen schwanger waren, war es Zeit weiterzuziehen“.
Er hat den Job dann auch bekommen…
Bei dem Chef und dem Unternehmen wundert mich das auch nicht :-(
Oder liegt die Antwort auf diese Frage nicht einfach auf der Hand? Ich würde meinem Gegenüber die Frage stellen, ob denn nicht genau diese Tatsache meinen Lebenslauf so interessant gemacht hat, dass ich zu diesem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde…
Danke für diesen Beitrag! Toll geschrieben, hilfreich und nah an der Realität!
Endlich einmal ein Beitrag, der Mut macht, sich beim Vorstellungsgespräch so zu geben, wie man ist. Oft suchen Bewerber nach Antworten auf Fragen, die sie nicht beantworten wollen. Jobsuchende sind keine Bittsteller! Sie bieten etwas an und zwar „Können“, ohne das ein Unternehmen nicht auskommen kann. Daher finde ich es sehr lobenswert, dass Sie Mut machen, sich beim Vorstellungsgespräch nicht auf alle Fragen einlassen zu müssen.
Sehr interessanter Artikel, hat Spaß gemacht zu lesen! Ich denke man sollte als Bewerbe nicht vergessen, dass auch das Unternehmen sich vorstellt. Bedeutet, Arbeitgeber und Arbeitnehmer stehen sich auf Augenhöhe gegenüber und jeder will was vom Anderen. Leider vergessen das nur viel zu viele Bewerber. Ich kann nach 11 Jahren und 4 Arbeitgeberwechsel nur sagen: Seien Sie mutig und stellen auch Sie -vielleicht nicht die gleichen – Fragen über ihren neuen Chef, Personaler usw.. Meine Lieblingsfrage war/ist: „Wie sind Sie eigentlich zum Unternehmen gekommen“ und wenn man das Ganze noch anspitzen will „Was sagt Ihre Frau/Lebensgefährtin zu Ihrem Job“.
Der Coach, das Bild oben im Titel und die Fotos der Artikel darunter sind ausschließlich mit Männern ausgewählt. Das spricht mich als Karrierefrau nicht an und gibt mir den Eindruck, dass das nur für Mäner gedacht ist: ist das so gewollt?
Hallo mawa,
meine Bilder wähle ich zum Text aus und es sind auch viele Frauen vertreten, wenn auch nicht politisch korrekt 50%. Dass Sie sich von meinen Beiträgen durch die Bilder und mich als männlichem Coach als Frau nicht angesprochen fühlen, ist sehr schade.
Viele Grüße,
Bernd Slaghuis
Liebe Mawa,
bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber wenn Sie so wenig emanzipiert sind, dass es sie stört wenn ein Coach zu seinen Texten Bilder von Männern ausgewählt hat – was übrigens absolut NICHTS über die Adressaten (pardon, natürlich auch Adressatinnen) aussagt, sondern lediglich Tipps gibt wie man (pardon, natürlich auch frau) sich optimal bewirbt, dann würde ich Ihnen ein Coaching bei Herrn Slaghuis empfehlen, damit Sie wieder mehr Selbstwertgefühl bekommen und nicht darauf angewiesen sind, in jedem Text auch explizit als Frau angesprochen zu werden.
Mit freundlichem Gruß
Gabriele Jung
Hallo,
ich habe den Artikel gelesen und fand ihn bezüglich der „Problematik“ der Fragestellungen sehr interessant. Ich habe auf beiden Seiten in Vorstellungsgesprächen gesessen und kann aus Erfahrung sagen, dass es immer am Besten ist einfach natürlich zu bleiben und die Fragen zu stellen, die für die Stelle relevant sind. Natürlich versuchen Personaler und auch Führungskräfte mit gezielten Fragen ein Bild des Bewerbers zu erhalten. Aber auch Personaler waren mal in einer ähnlichen Situation und natürlich ist es von Interesse was für ein Mensch hinter den eingereichten Unterlagen steckt und wie er tickt. Mir gefallen sogar Unternehmen, die vor der Einstellung auf höheren Positionen ein Persönlichkeitsprofil erstellen. Denn aus Erfahrung weiss ich auch, dass fehlbesetzte Stellen in Firmen eine Menge anrichten können.
Hallo und danke für den Beitrag. Ich weiß nicht warum aber ich versuche der Frage zuvor zu kommen. Die meisten Vorstellungsgespräche liefen so ab das die Personaler und die Anwesenden sich vorgestellt haben und dann ich dran war. In meiner Vorstellung habe ich dann meinen Werdengang nochmal wieder gegeben und bei den meisten Firmen in der Vergangenheit gebe ich arbeitsmangel und den daraus resultierenden Stellenabbau an. Nach dem Motto die letzten werden die ersten sein. Das klappt auf die Vergangenheit recht gut kürzere Arbeitgeber wo auch Local in der örtlichen Presse suchen gehe ich etwas mit der Wahrheit ins Gericht….mein Meister und der kaufmännische Geschäftsführer sind in Rente gegangen und ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt weil sich das ganze Arbeitsklima geändert hat. Dazu kamen dann noch Entscheidungen wie Kurzarbeit wo ich als Facharbeiter Maschinen rüsten sollte und die Azubis meine Maschinen an meinem Kurzarbeitstag laufen lassen sollten. Damit endet dann auch meine Ausführung.
Was ich auch schon erlebt habe das im Gespräch mein Zeugnis von 1998 raus gekramt wird und gefragt wird warum meine Noten nicht sonderlich gut waren. Ich war ehrlich und sagte erstmal das ich mit so einer Frage nicht gerechnet habe und um die Frage abschließend zu beantworten…es war Prüfungsangst. Das Wissen war da nur ich war zu nervös um es richtig an zu wenden. Dagegen habe ich bei den mündlichen Prüfungen geglänzt…das mündliche liegt mir.
Wobei ich schon die Rückmeldung aus Vorstellungsgesprächen bekommen hatte das ich mich zu gut presentiere. Dadurch auch nicht angenommen wurde.
Um eure Meinung dazu wäre ich dankbar.
Lg glaui79