Chef-Sprüche: 10 Floskeln, die Mitarbeiter in den Wahnsinn treiben

Die gute Nachricht vorweg: Chefs meinen es nicht immer so, wie sie es sagen. Vor allem meinen sie es in den meisten Fällen nicht persönlich, wenn sie einen der folgenden 10 Chef-Sprüche raushauen. Manchmal sind sie sich der Wirkung eines lapidar dahergesagten Spruchs auf ihre Mitarbeiter auch gar nicht bewusst. Niemand wird als perfekter Chef geboren, gute Führung erfordert die richtige Haltung und viel Erfahrung. Wenn Sie Ihre Chefin oder Ihren Chef schon länger kennen und mit ihr oder ihm bereits vertrauensvoll und gut zusammen arbeiten, dann wissen Sie wahrscheinlich, wie Sie so manchen Spruch im Joballtag zu verstehen haben. Doch bei vielen Angestellten führen die folgenden 10 Chef-Sprüche auch zu Angst, Ärger, Unsicherheit oder Frust. Denn diese Reaktionen des Chefs haben alle gemeinsam, dass sie für die Sache ansich so gar nicht förderlich sind. Zu jedem Spruch schlage ich Ihnen eine aus meiner Sicht sinnvolle Reaktion vor. Sie kennen Ihre Führungskraft und Ihre Kollegen besser als ich. Fragen Sie sich doch einmal selbst, was für Sie eine gute Reaktion auf diese oder andere Chef-Sprüche sein könnte – ohne sie das nächste Mal einfach frustriert zu schlucken.

10 beliebte Chef-Sprüche, die Mitarbeiter in den Wahnsinn treiben

1. Das akzeptiere ich so nicht!

Dies ist wohl eine der schmerzhaftesten Ohrfeigen vom Chef, die Sie sich gefühlt einfangen können. Hiermit ist klar, wer Herr – oder Herrin – im Ring ist. Ihnen wird in einem Sachverhalt unqualifiziert die Tür vor der Nase zugeschlagen. Dabei ist Ihnen in diesem Moment wahrscheinlich überhaupt nicht bewusst, warum die Reaktion so ausfällt. Es sei denn, Sie haben tatsächlich eine unterirdisch schlechte Leistung abgeliefert und Ihr Chef lehnt das Ergebnis ab. Doch selbst dann wäre eine Erklärung hilfreich, was genau inakzeptabel ist.

Fragen Sie also nach, was Ihr Vorgesetzter in dem betreffenden Sachverhalt nicht akzeptiert und was Sie tun können, damit es beim nächsten Anlauf durchgeht. Ohne diese Hintergrundinfos stochern Sie weiter im Nebel und haben keine echte Chance, sinnvoll nachzubessern.

2. Das hatte ich mir aber anders vorgestellt!

Meist ein akuter Fall von Kommunikationsdefizit. Vielleicht haben Sie wirklich etwas falsch verstanden und das Ergebnis entspricht nicht den Vorstellungen Ihres Chefs. Vielleicht hatte Ihr Chef jedoch auch darauf gehofft, Sie können seine Gedanken lesen. Oft halten Führungskräfte etwas für selbstverständlich und wundern sich, dass es für den Mitarbeiter nicht so ist und das Ergebnis daher nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.

Wenn Sie beide es versäumt haben, sich bei der Übernahme/Übergabe einer neuen Aufgabenstellung über die Vorgehensweise oder die Zielsetzung auszutauschen, dann sprechen Sie jetzt mit Ihrem Chef über seine konkreten Vorstellungen, so dass Sie im nächsten Anlauf richtig liegen. Es ist nicht Ihre Aufgabe als Mitarbeiter zu erraten, was Ihr Chef gerne sehen möchte!

3. Das kann doch nicht so schwer sein!

Als Mitarbeiter hassen Sie Ihren Chef für diesen Spruch, denn er lässt Sie damit als Volltrottel dastehen. Hier schwingt mit, dass Ihr Chef die Aufgabe längst mit links selbst erledigt hätte, wenn er nicht so vielbeschäftigt wäre. Ja Mensch, strengen Sie sich doch endlich mal an!

Sofern Sie nicht gerade gemeinsam über eine knifflige Aufgabe brüten und ihre Lösungskompetenz infrage stellen, signalisiert Ihr Chef Ihnen mit diesem Spruch, dass Sie nicht einmal die einfachsten Dinge hinbekommen. Erklären Sie, wo und warum es bei Ihnen hakt und fragen Sie, wie er an die Sache herangehen würde – wenn es denn so einfach ist ;-)

4. Machen Sie doch einfach mal!

Glückwunsch! Sie erhalten einen Freifahrtschein bei der Bearbeitung einer Aufgabe – denken Sie vielleicht im ersten Moment. Doch in den meisten Fällen steckt hinter diesem Chef-Spruch: Ich habe davon auch keinen blassen Schimmer, probieren Sie halt irgendwas aus!

Wenn Sie sich in der Sache und in diesem Moment eine klarere Handlungsanweisung wünschen, dann fordern Sie diese ein. Ansonsten: Stellen Sie klar, dass Sie diese Aufforderung als Handlungsspielraum und Experimentier-Spielwiese richtig verstehen und Sie freie Hand haben. Denn dann muss Ihr Chef später auch konsequent offen sein für Ihre Argumentation und Ergebnisse, die sie ihm vorstellen.

5. Das kann ich so nicht entscheiden!

Mit anderen Worten: Dafür möchte ich so nicht die Verantwortung übernehmen. Oder mit Sachbezug: Ihre Entscheidungsvorlage ist so ungeeignet. Vielleicht auch: Damit sind Sie bei mir an der falschen Stelle! Wie auch immer, Sie benötigen hier eine Entscheidung Ihres Chefs, die er mit diesem Spruch alles andere als lösungsorientiert einfach so abblockt und Sie im Regen stehen lässt.

Klären Sie, was er oder sie benötigt, um diese Entscheidung zu treffen oder wer stattdessen zuständig ist und die für Sie wichtige Entscheidung treffen kann.

6. Machen Sie das mal unter sich aus!

Der Klassiker, wenn Vorgesetzte mehr Lust auf Kuschelkurs statt echter Führung haben. Delegation per Gießkanne. Bloß keine eigene Entscheidung treffen, das Team wird es schon selbst regeln. Hier wird leider allzu oft Verantwortung übertragen, wo sie nicht hingehört – zumindest nicht in solchen Organisationen, die sich heute noch auf starre, hierarchische Strukturen berufen.

Erwarten Sie von Ihrem Chef in einer Sache Klarheit über die Zuständigkeit, dann fordern Sie diese ein, es sei denn, es ist auch aus Ihrer Sicht sinnvoll, die Verteilung von Aufgaben oder das Treffen von Entscheidungen autark im Kollegenkreis vorzunehmen. Hören Sie genau hin, welches Gefühl dieser Spruch bei Ihnen auslöst. Vielleicht möchte Ihr Chef Sie damit auch gezielt entwickeln und fördern, indem er Ihnen die Entscheidungskompetenz oder den Klärungsprozess im Team überträgt. Möchten Sie das?

7. Das bekomme ich nicht durch!

Eine perfekte Ausrede, um als Chef nicht als Buhmann dazustehen, aber dennoch nicht aktiv zu werden. Ihr Chef signalisiert Ihnen damit, dass er auf Ihrer Seite steht und Sie gerne in einer bestimmten Angelegenheit unterstützen möchte. Gleichzeitig blockt er ab, indem er den Schwarzen Peter auf die Hierarchie über sich schiebt.

Hören Sie sich die Argumente oder Bedenken Ihres Chefs an. Woran scheitert es? Welche Sichtweise haben seine Vorgesetzten? Gibt es einen Kompromiss oder eine andere Lösung, über die Ihr Chef entweder alleine entscheiden kann oder mit der er bei seinen Vorgesetzten besser in die Klärung gehen kann?

8. Mir sind da auch die Hände gebunden!

Dies ist die andere Richtung. Ihr Chef ist die Marionette in einem großen Spiel. Er ist doch nur der Überbringer schlechter Nachrichten oder brummt Ihnen unliebsame Aufgaben auf – weil Anweisung von oben. Die anderen über ihm sind schuld. Dabei würde er es Ihnen doch so gerne recht machen.

Auch hier hilft Aufklärungsarbeit. Wer und welche Hintergründe hindern Ihren Chef, Ihrem Anliegen nachzukommen? Ist es nur ein Spruch als bequeme Ausrede oder sind ihm wirklich die Hände gebunden? Was können Sie gemeinsam tun, um zu einer guten Lösung zu kommen?

9. Sie schaffen das schon!

Tschakka! Was nach einem Chef klingt, der Ihnen gerade sein vollstes Vertrauen ausspricht, ist es in diesen Situationen doch oft nicht mehr als ein wenig ermutigender Schulterklopfer als Motivation für die nächsten 10 Überstunden oder eine Arbeit, die Sie hassen. Je nach Betonung können Sie diesen Spruch auch als ein ‚Nerven Sie nicht, lassen Sie mich damit in Ruhe!’ verstehen.

Vielen Angestellten ist auch in diesen Situationen nicht klar, was sie genau tun sollen oder was von ihnen erwartet wird. Schaffen Sie Klarheit, indem Sie nachfragen.

10. Nicht jetzt!

Für manche Chefs wäre ein Bitte-nicht-stören!-Schild angebracht. Trotz Offener-Tür-Politik im ganzen Haus wird jeglicher Versuch der Kontaktaufnahme von Mitarbeitern so vereitelt. Als Chef ist man busy und wichtig. Manche Chefs sind heute sogar über Wochen für ihr Team und ihre drängenden Fragen nicht erreichbar. Führung? Ja, aber nicht jetzt!

Dass Chefs jederzeit ein offenes Ohr für ihre Mitarbeiter haben müssen, halte ich für nicht richtig. Denn auch sie brauchen Zeiten, in denen sie sich ungestört auf eine Sache konzentrieren können. Klären Sie mit Ihrem Chef, wann Sie ihn am besten erreichen und welche Regelung er sich für den Fall wünscht, sollten Sie ihn zeitkritisch sprechen wollen. Neben dieser generellen Regelung sollten Sie auf ein ‚Nicht jetzt!’ mit einem ‚Wann ist es besser?’ antworten und damit Klarheit über den richtigen Zeitpunkt für Ihre aktuelle Rücksprache schaffen.

Ist auch Ihr Chef oder Ihre Chefin ein Meister darin, solche Sprüche auszuteilen? Was sind Ihre Favoriten oder habe ich hier welche vergessen? Wie gehen Sie heute mit solchen Sprüchen um?
Ab damit in die Kommentare! :-)

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Dr. Bernd Slaghuis

Ich arbeite als Karriereberater & Bewerbungscoach und habe mich auf Themen rund um die Karriereplanung und berufliche Neuorientierung spezialisiert. Seit 2011 habe ich über 2.000 Angestellte bei ihrem nächsten Schritt im Beruf sowie im Bewerbungsprozess begleitet - über alle Hierarchieebenen und Branchen hinweg - Online oder in meinem Kölner Büro. Meine Erfahrungen teile ich hier im Blog, in meiner SPIEGEL-Kolumne sowie als XING Insider und LinkedIn Top-Voice.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Hallo Bernd, ja in einigen der Sprüche finde ich den ein oder anderen Chef aus meiner Vergangenheit wieder. Allerdings auch mich selbst, als Chefin seiner Zeit. Du bist hart mit den Chefs ins Gericht gegangen. Wenn ich z.B. sagte, dass ich das so nicht durchbekomme, hatte ich immer das Gefühl besonders ehrlich zu meinen Mitarbeitern zu sein und anzuzeigen, dass ich das nicht entscheiden darf. Als Ausrede habe ich das nie empfunden. Ich werde noch einmal darüber nachdenken ;-).
    Viele Grüße Angélique

    1. Hallo Angélique,
      ja, an die eigene Nase muss ich mir da sicher auch fassen als ehemalige Führungskraft. Eigentlich wollte ich gar nicht mit den Chefs hart ins Gericht gehen, sondern vielmehr den Mitarbeitern den Impuls geben, solche Sprüche nicht einfach im Raum stehen zu lassen, sich darüber zu ärgern oder gar als „armes Opfer“ zu fühlen. Mitarbeiter sollten Klarheit für sich schaffen, Chefs stärker Verantwortung übernehmen – und so ebenfalls für Klarheit in der Sache sorgen. Sicher sind manche dieser Sprüche so auch sachlich richtig und keine Ausreden und Chefs sind auch nicht dafür da, alle Wünsche der Mitarbeiter nach oben durchzuboxen, doch hier macht der Ton die Musik. Dinge abzublocken, ohne die eigenen Beweggründe oder die Sicht der Chef-Chefs zu verdeutlichen, das empfinde ich Mitarbeitern gegenüber weder auf Augenhöhe noch als zielführend. In dem Moment, wo sie aber verstehen, warum ihr Anliegen oder ihre Idee aus Unternehmenssicht nicht realisierbar ist und ihr Chef sie abblockt, herrscht Klarheit. Ich vermute aber mal, wie ich Dich kenne, dass Du solche Sprüche früher hast auch nicht einfach im leeren Raum dastehen lassen ;-)
      Viele Grüße,
      Bernd

  2. Hallo zusammen,
    Der Beitrag ist wie ein Echo.
    Leider haben viel Chefs keine Ausbildung und Führungskompetenz, sie sind desshalb nur geduldete “ Vor-gesetzte“ und keine Führungsperson. Wie oft muss mann sagen, dass man den Mitarbeitern Aufgaben, Verantwortung und Kompetenz in gleichem Masse übergeben muss. Führung ist gleichzeitig „lenken“ des Mitarbeiters, um beste Resultate zu erzielen, denn nur auf die kommt es an. Man hat ein Problem, dass Chefsache wär, und er winkt ab und sagt:“ Machen Sie nur mal.“ Dies kann gut gehen wie auch schlecht. Es wird nicht mal überprüft und somit ein Feedback erstellt, das dem Mitarbeiter einen Hinweis gibt, ob er richtig gehandelt hat. Wir können nur durch Feedback wachsen. Unzählige Beispiele könnte ich hier aufführen.

  3. Guten Tag,

    Mitarbeiterführung. Es wird alles über-psychologisiert. Es gibt Aufgaben zu erledigen. Erwachsene treffen sich um gemeinsam wirtschaftlich erfolgreich zu sein, jeder bekommt sein Gehalt dafür, das Unternehmen sollte insgesamt profitieren und somit die Arbeitsplätze langfristig sichern können. Das leuchtet doch jedem Mitarbeiter ein. Darum geht es. es hat sich leider eine ganze Branche gebildet, die diese Prozesse untergräbt durch massive Introspektion in den Mitarbeiter und Untergebenen. Wäre es nicht an der Zeit, mehr daraufhinzuweisen, daß es um gemeinschaftliches Wohl und Wehe geht? um die Volkswirtschaft an sich? darum, daß jeder dazu beitragen kann und sollte, nach seinen Möglichkeiten. wäre es dann nicht obsolet, jedes Wort auf die Waagschale zu legen? Mit besten Grüßen, Irene

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