Sicherheit oder Klarheit? Wie Sie gute Entscheidungen treffen.
Was brauchen Sie für gute Entscheidungen? Sicherheit oder Klarheit? Viele Menschen treffen keine Entscheidungen, weil ihnen die vollkommene Sicherheit fehlt, dass es die absolut richtige Wahl sein wird. Dann lieber gar nicht entscheiden – ist häufig die Konsequenz. Wer bei Entscheidungen die Sicherheit über die Klarheit stellt, wird immer auf der Suche bleiben und lieber gar keine Entscheidungen treffen. Wie Sie stattdessen die nötige Klarheit schaffen können, die Sie für Ihre Entscheidung benötigen, zeigen die folgenden Tipps.
Klarheit über Ihre Ziele
Grundlage jeder Entscheidungssituation ist eine Zielsetzung. Jemand wählt ein bestimmtes Kleidungsstück, weil er etwas Bequemes sucht. Jemand wählt einen bestimmten Job, weil er oder sie mehr Geld als heute verdienen möchte. Jemand wählt einen bestimmten Urlaub, weil Ruhe, Strand und türkisblaues Meer im Fokus stehen. Werden Sie sich bewusst über das Ziel oder die Ziele, die Ihrer Entscheidung tatsächlich zugrunde liegen. Klarheit und das eigene Bewusstsein über Ihre (!) Ziele ist die Basis zur Entscheidungsfindung. Ziele können sich widersprechen und auch zusammenhängen. Klären Sie für sich, was Ihnen wichtig ist und priorisieren Sie ggf. mehrere Ziele entsprechend ihrer Bedeutung für Sie.
Klarheit über Ihre Handlungsmöglichkeiten
Kaum eine Entscheidung lässt sich auf „entweder/oder“ beschränken. Häufig gibt es mehrere, manchmal auch sehr viele verschiedene Handlungsmöglichkeiten, die zur Auswahl stehen. Schaffen Sie Klarheit über Ihre verschiedenen Handlungsmöglichkeiten. Denken Sie hierbei ausschließlich auf der Sachebene und bewerten Sie die Möglichkeiten nicht sofort. So vermeiden Sie, dass Sie zu früh mögliche Wege ausschließen und Ihren Blick zu stark eingrenzen. Viele Menschen finden bei der Suche nach unterschiedlichen Wegen kein Ende und suchen und suchen und suchen … und kommen aus Angst, irgendetwas übersehen zu haben nie zu einer Entscheidung. Sie werden niemals die vollkommene Sicherheit darüber erlangen, ob es nicht doch noch eine Möglichkeit gibt, die Sie bisher noch nicht betrachtet haben. Ganz sicher wird dies sogar so sein. Die Sicherheit werden Sie nie erlangen, dass es nicht doch noch ein bequemeres Kleidungsstück gibt oder dass es keinen Job auf der Welt gibt, bei dem Sie noch mehr Geld verdienen können oder dass es ein Urlaubsziel mit einem noch schönerem Traumstand gibt.
Klarheit über den Nutzen
Die Klarheit über Ihre Handlungsmöglichkeiten alleine sagt noch nichts aus, wie gut Sie damit Ihr Ziel erreichen werden. Erst die Bewertung Ihrer verschiedenen Möglichkeiten anhand des Nutzens, den Sie sich von Ihrer Entscheidung versprechen, schafft Klarheit über den Wert einer Entscheidung und Handlung. Auch hier gilt: Die Sicherheit über den sich nach einer getroffenen Entscheidung resultierenden Nutzen besitzen wir sehr selten. Ob sich der neue Job tatsächlich nach den ersten 100 Tagen als Traumjob herausstellt oder ob Sie in Ihrem Urlaub am Traumstrand nicht von einer Quallenplage überrascht werden, lässt sich im Voraus nicht mit Gewissheit sagen. Niemand besitzt die Glaskugel der vollkommenen Gewissheit über die Zukunft – das wäre ja auch schlimm! Klarheit über den späteren Nutzen können Sie schaffen, indem Sie auf der Basis Ihres heutigen Wissens und Ihrer Lebenserfahrungen Ihre verschiedenen Wege für sich und Ihr Leben bewerten.
Klarheit über Ihre Entscheidungsangst
Es klingt vielleicht merkwürdig, aber Ihre Entscheidungsangst hat etwas Gutes. Sie schützt Sie davor, vorschnelle, unbedachte und vielleicht auch falsche Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig ist diese Entscheidungsangst aber auch dafür verantwortlich, dass viele Menschen gerade bei aus ihrer Perspektive wichtigen und Weg weisenden Entscheidungen lieber gar keine Entscheidung treffen und weitermachen wie bisher. Schaffen Sie Klarheit über den aus Ihrer Sicht richtigen Zeitpunkt, zu dem Sie Ihrer Entscheidungsangst „sagen“ können, dass sie nun nicht mehr berechtigt ist. Klären Sie für sich, ob es sich tatsächlich lohnt, weiter nach Informationen zu suchen oder ob der Zeitpunkt gekommen ist, eine Entscheidung zu treffen. Auch dies ist eine Entscheidung. Wer sich dafür entscheidet, weiter zu suchen, tut dies bewusst und dann ist es auch weniger belastend, denn der Druck zur Entscheidung wird geringer. Versuchen Sie, sich selbst einen Zeitpunkt zu setzen, bis zu dem Sie Informationen zusammentragen, diese bewerten und schließlich die Entscheidung treffen werden.
Klarheit über das Worst-Case-Szenario
„Was kann im schlimmsten Fall geschehen?“ Die Antwort, die mir die meisten Menschen bei Entscheidungssituationen geben ist „Eigentlich nichts“ oder „Auch dann wird es irgendwie weitergehen.“ Diese Perspektive soll Sie nicht dazu animieren, über die vielen möglichen negativen Konsequenzen nachzudenken, sondern soll Ihnen bewusst machen, dass die Welt nach einer vielleicht auch vermeintlich falschen Entscheidung nicht gleich untergehen wird. Und hierbei können Sie sich sogar auch ziemlich sicher sein ;-)
Klarheit über Ihre nächsten Schritte
Das Treffen einer Entscheidung stellt einen Zeitpunkt dar. Nach der Entscheidung geht Ihr Leben weiter und auch die Dinge in Ihrem Umfeld verändern sich. Je klarer Ihnen die nächsten Schritte in Richtung der mit der Entscheidung verbundenen Ziele sind, desto besser. Wenn Sie sich für Ihren Traumurlaub in der Karibik entscheiden, dann sollten Sie sich vorher überlegen, was Sie konkret dazu beitragen können, damit dieser Urlaub tatsächlich zu Ihrem Traumurlaub wird. Reiseführer studieren? Schöne neue Bade-Outfits kaufen? Die Reiseapotheke prüfen? Lesestoff besorgen? Sich für oder gegen etwas zu entscheiden, ist nur die halbe Miete und bringt Sie alleine nicht weiter. Bei einer getroffenen Entscheidung sollten Sie diese annehmen und konsequent den eingeschlagenen Weg verfolgen, indem Sie entsprechend handeln. Je bewusster Ihnen diese Schritte schon im Vorfeld Ihrer Entscheidung sind, desto besser können Sie beurteilen, ob Sie diesen Weg realistisch schaffen können und ob er Sie auch in Richtung Ihrer Ziele führen wird. Es wird Sie an dieser Stelle nicht mehr verwundern, aber auch hier gilt, dass Sie vor einer Entscheidung niemals die absolute Sicherheit haben können, ob diese nächsten Schritte tatsächlich die richtigen sind und ob Sie diesen Weg im Nachgang Ihrer Entscheidung auch tatsächlich einschlagen können.
Es ist Ihre Entscheidung, wie viel Klarheit Sie benötigen, um eine Entscheidung zu treffen. Aber mit Sicherheit ist es besser, Entscheidungen zu treffen als sie nicht zu treffen.
Klarheit ist somit mit Freiheit gleich zu setzen. Erst wer sich klar darüber ist, was er will und was er bereit ist dafür zu tun, wird handeln können. In diesem Fall würde Sicherheit bedeuten das Handeln wieder zu unterbinden, denn niemand weiß wie die jeweilige Entscheidung sich tatsächlich auswirkt. Paradoxerweise erzeugt die Sicherheit Angst. Angst darüber frei zu sein und damit für sich verantwortlich zu sein. Entscheidungen zu treffen sind nur eine vage Vermutung. Erst das Handeln schafft Tatsachen. Am besten mit ganz kleinen Schritten beginnen.
Hallo Frau Gruhler,
danke für Ihren wertvollen Kommentar. Dass wir manchmal Angst vor Sicherheit haben, ist eine interessante Perspektive, die ich mir auch erst einmal durch den Kopf gehen lassen musste.
Danke hierfür und viele Grüße aus Köln,
Bernd Slaghuis
[…] Wie gehen wir dieses Thema an? Warum sind wir überfordert? Weil wir es nicht schaffen, uns im privatem wie im beruflichen Bereich auf das Wesentliche zu fokussieren. Wer dieses Blog weiter verfolgt, wird wichtige Erkenntnisse genau dahingehend erhalten. Hier geht es also um Struktur, Organisation und vor allem Normalität im alltäglichen Leben. Beruflich heißt es Wichtiges und Unwichtiges zu unterscheiden und beruflich UND privat heißt es: Entscheidungen treffen. […]
Klarheit über Ihre Ziele und Klarheit über ihren Nutzen finde ich sehr gut.