Miesen Job aushalten: Wenn gutes Gehalt zu Schmerzensgeld wird
„Warum tun Sie sich das alles eigentlich noch an?“, frage ich viele Klienten, die mir ihr Leid über ihren miesen Job klagen, in dem sie schon über Jahre hartnäckig ausgehalten haben. Sie schimpfen lautstark über unfähige Chefs oder fiese Kollegen und regen sich über kranke Entscheidungen des Managements auf. Gleichzeitig ärgern sie sich über sich selbst, dass sie ihren längst nicht mehr erfüllenden Job schon so lange Tag für Tag ertragen. Warum auch Sie sich noch heute dafür entscheiden sollten, niemals wieder Schmerzensgeld im Beruf zu verdienen.
Ja, warum tun sich das so viele Angestellte an, verändern nichts und halten den Schmerz kranker Jobs aus? Die Antworten auf diese Fragen klingen im Coaching auffallend oft ähnlich: Entweder sind es die lieb gewonnenen Kollegen im Team, von denen sie glauben, sie in der Misere erst recht nicht im Stich lassen zu können, oder aber es ist ihr überdurchschnittlich hohes Gehalt, das sie von einem Wechsel abhält. Im Zweifel ist es eine Mischung aus mehreren solcher vermeintlich guten Gründe, die sie ihre chronische Unzufriedenheit schmerzvoll aushalten lässt.
Nicht zu fassen! Wenn Nichtstun hoch bezahlt wird
Wenn Sie Lust haben, dann lesen Sie sich einmal einige der inzwischen über 100 Kommentare unter meinem Beitrag „Langeweile im Job: Was tun, wenn’s nichts zu tun gibt?“ durch. Der Hauptgrund dafür, warum chronisch Gelangweilte trotz hohem Frust ausharren, ist entweder ein überdurchschnittlich hohes oder aber sehr sicheres Gehalt.
Im Übrigen eine besonders brisante Kombination, denn mit Nichtstun viel Geld zu verdienen erscheint zwar für Außenstehende als Glücksfall, für Betroffene jedoch ist es tägliche Qual. Die körperlichen Symptome eins Boreout ähneln denen eines Burnout, hinzu gesellen sich jedoch noch die vermeintlich klugen Sprüche von Familie und Freunden, die nicht verstehen, wie belastend Langeweile im täglichen Berufsalltag sein kann.
Je höher das Gehalt oder je sicherer die Anstellung – etwa im öffentlichen Dienst, umso schwerer fällt es Betroffenen, ihre Führungskräfte oder Kollegen auf die Situation anzusprechen, geschweige denn für sich eine klare Wechselentscheidung zu treffen. Gebettet in dieser Sicherheit entwickeln sie sich zu perfekten Meistern darin, immer neue Totschlagargumente zu finden, die einen Jobwechsel schlichtweg unmöglich machen.
Zufriedenheit im Job: Geld ist unwichtig wichtig
Mit allen Klienten spreche ich intensiv über ihre Werte im Beruf und das, was wirklich wichtig ist und erfüllt sein sollte, damit es ihnen gut geht und sie motiviert sind. Geld schafft es vor allem bei Arbeitnehmern mit Berufserfahrung nur sehr selten unter die Top-Werte. Stattdessen sind Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheiten, Sinn erleben, Herausforderungen zur persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung, Ziele erreichen und Anerkennung spüren für sie die weitaus wichtigeren Werte, wie meine Auswertung der beruflichen Werte von 100 Klienten (2018) zeigt:
Jeder und insbesondere Gutverdienende sagen mir, dass Geld natürlich wichtig ist, um einen gewissen Lebensstandard zu decken oder finanzielle Verpflichtungen bedienen zu können, doch noch viel entscheidender sei es, dass der Beruf auch Freude mache. Ist dies alles nicht mehr erfüllt und steigt der emotionale Leidensdruck, dann wird aus gutem Gehalt Schmerzensgeld.
Schmerzensgeld: Genugtuung frustrierter Gutverdiener
Der Jurist sagt, Schmerzensgeld ist der Anspruch auf Schadenersatz als Ausgleich oder Genugtuung für immaterielle Schäden. Im Beruf ist es das Trostpflaster, das sich viele der frustrierten Gutverdiener selbst aufkleben und sich so eine belastende Situation schönreden: „Wenn ich meinen Job schon hasse, dann will ich mir aus Frust zumindest teure Kleider kaufen können.“, sagte mir eine Klientin neulich. „Und wenn die mich loswerden wollen, dann müssen sie so richtig bluten!“, setzte sie wütend nach.
Wenn Gehalt zu Schmerzensgeld wird, dann bin ich der Meinung, wird es höchste Zeit, etwas zu verändern. Denn was dauerhaft schmerzt, das ist ungesund. Wer seinen kranken Job mit Schmerzensgeld schönfärbt, der läuft Gefahr, Dienst nach Vorschrift zu machen und in eine Opfer-Haltung aus Resignation und Passivität zu rutschen. Wer so immer stärker die Selbstverantwortung abgibt, dem wird es zunehmend schwerer fallen, positive Veränderungen und schließlich auch einen Jobwechsel zu meistern.
„Ich werde nie wieder Schmerzensgeld verdienen!“
Ich habe mich vor einigen Jahren bewusst entschieden, niemals wieder Schmerzensgeld zu verdienen. Es gab eine Zeit zu Beginn meiner Selbständigkeit, in der ich für gutes Geld Aufträge angenommen habe mit dem Wissen, dass sie mir keine Freude machen und mir Kraft rauben werden. Und so kam es häufig auch. Die einzige Energie, die ich aus solchen Aufträgen zog, war das Schreiben der Rechnung.
Ich möchte diese Zeit und die Erfahrungen nicht missen, denn sie waren wertvoll, um mir selbst klarer darüber zu werden, was mir im Beruf wichtig ist, mir persönlich gut tut und was dies für meine Positionierung und Sichtbarkeit im Markt bedeutete. Und natürlich ist jeder Euro gerade am Anfang einer Selbständigkeit willkommen.
Heute entscheide ich bewusst, welche Aufträge ich annehme und mit welchen Unternehmen und Klienten ich im Coaching zusammenarbeiten möchte. Ich lehne Aufträge ab, bei denen ich mir im Vorfeld bereits sicher bin, dass sie sich mit meinen persönlichen Wertevorstellungen oder meiner Haltung als Coach nicht decken – und es am Ende Schmerzensgeld sein wird, das ich verdiene.
Womöglich denken nun einige von Ihnen, dass ich es mir als Selbständiger aussuchen und mich glücklich schätzen kann, heute in solch einer Luxussituation so wählerisch zu sein – denn Sie als Angestellte haben ja schließlich keine Wahl. Ja, ein Stück weit haben Sie sicherlich Recht, dass ich selbstbestimmter entscheiden und arbeiten kann, doch mal ehrlich, ist die Form von Arbeit und ihre Rahmenbedingungen wirklich ein Grund, sich als angestellter Arbeitnehmer zum hilflosen Opfer der Umstände aus unerfüllendem Job oder unpassendem Umfeld zu machen?
Ihre Entscheidung: Wieviel Schmerz halten Sie noch aus?
Wir alle sind der Chef unseres Lebens. Es ist allein Ihre Entscheidung, ob Sie einen miesen Job aushalten und Ihr gutes Gehalt Monat für Monat als Schmerzensgeld feiern, oder ob Sie eigenverantwortlich daran arbeiten, an der Sie belastenden Situation etwas zu verändern.
Ich sehe bei meiner Arbeit insbesondere mit solchen Klienten, die in ihren Positionen bereits lange Zeit sehr gut verdienen, dass der emotionale und mitunter auch körperliche Schmerz erst sehr groß werden müssen, um sie ins Handeln zu bringen. Manchmal hat es für mich durch die neutrale Coach-Brille fast etwas Masochistisches, wenngleich auch ich aus eigener Erfahrung sehr genau weiß, wieviel Schmerz ich früher für gutes Geld viel zu lange ausgehalten habe.
Es wird Sie nicht überraschen, aber unser Körper signalisiert uns frühzeitig und auch sehr deutlich, wenn wir etwas tun oder aushalten, das uns nicht gut tut. Wenn wir durch zu hohe Arbeits- und zu geringe Erholungszeiten regelmäßig Raubbau an unserem Körper betreiben, ständig gegen unsere persönlichen Bedürfnisse und individuellen Wertevorstellungen handeln oder uns bedingungslos für andere Menschen aufopfern und uns selbst dabei vergessen.
Ein gutes Gehalt lässt uns ebendiese Signale des Körpers oft unterbewusst übersehen. Umso wichtiger ist es, das hohe Gehalt erst gar nicht offiziell zu Schmerzensgeld zu erklären, sondern rechtzeitig bewusste Entscheidungen zu treffen.
XING Talk: „Kündigen ohne neuen Job?“
Wirklich gutes Gehalt ist nur der Lohn gesunder Arbeit
Sie können sich dafür entscheiden, mit Ihrem Chef oder den Kollegen das Gespräch zu suchen und über alles das zu sprechen, was Sie momentan belastet sowie gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um aus dem Schmerzensgeld wieder ein gesundes Gehalt zu machen.
Sie können sich aber auch entscheiden, reich gepolstert in Ruhe nach alternativen Positionen und Arbeitgebern Ausschau zu halten. Denn wer weiß, ob da draußen nicht viel gesündere Jobs mit gleichem oder sogar noch höherem Gehalt auf Sie warten.
Und Sie können sich vermutlich sogar dafür entscheiden, Ihren gut bezahlten miesen Job gleich morgen zu kündigen, von Ihrem Ersparten eine Durststrecke zu überbrücken und nach neuen Positionen zu suchen, in denen Sie womöglich etwas weniger verdienen, jedoch alles das weitgehend erfüllt ist, was wirklich für Sie wichtig ist.
Auch wenn mir diese Alternative persönlich überhaupt nicht gefällt, können Sie sich auch bewusst entscheiden, den miesen Job für einen definierten Zeitraum zu behalten und Ihr hohes Gehalt weiter zu kassieren, weil es für Ihre Lebenssituation gerade wichtig ist. Doch dann wird auch nicht länger gejammert! ;-)
Wie auch immer Sie sich für Ihre Zukunft entscheiden, entscheiden auch Sie sich noch heute dafür, dass Gehalt für Sie niemals wieder Schmerzensgeld, sondern nur Lohn und Anerkennung für gesunde Arbeit sein darf.
(Titelbild: 123rf.com, #65146128, Marian Vejcik)
Hallo Herr Dr. Slaghuis,
wunderbarer Artikel. So ging’s mir damals auch. Als hochbezahlter Experte habe ich nicht aus dem goldenen Käfig herausgefunden – bis ich in der Klinik für Akutpsychosomatik gelandet bin.
Inzwischen hab ich zu dem Thema viel gelernt und an andere Menschen weitergegeben. Daraus ist der abgewandelte Spruch entstanden:
Love it. Change. Or leave it.
Weil das „Change it“ nämlich typischerweise – in grossen Organisationen – sehr lange dauern kann, wenn es überhaupt gelingt.
Inzwischen hat sich in meiner Therapie und meinen Coachings Folgendes herausgestellt: Die Suche im Aussen – sei es nach Sinn, Wertschätzung, Status, etc. – bleibt oft unbefriedigend. Ich vergleiche es mit dem Saugen an einem Stück Holz. Die Folgen sind oft dysfunktionale oder gar desktruktive Kompensationsmechanismen.
Was wirklich hilft: Stress reduzieren. Der Stress, der entsteht, wenn ich woanders sein möchte als wo ich gerade bin. Wie der Stress im Stau oder bei einer längeren Reise, gekrönt mit der kindlichen Frage „Wann sind wir endlich daha?“ .
Mit aktiver Entspannung sehe ich rational ein, dass ich an der Situation gerade nicht viel ändern kann, sie durch Akzeptanz aber viel leichter aushalten kann.
Beste Grüße,
Mario Hauff
Angstlotse * Wachstumsbegleiter
Der Artikel beschreibt zwar eine häufig vorkommende Situation, zu Ihnen als Coach kommen allerdings nur Menschen, die sich damit nicht arrangieren können. Das geht nämlich auch. Wichtige Parameter dabei sind ein Selbstwertgefühl, das nicht vom Job abhängig ist, und weitere Interessen außerhalb des Jobs, mit denen man sein Leben mit Sinn füllen kann.Bei mir lag beides vor, als ich nach 25 Jahren Traumjob Vorgesetzte bekam, die mich aufs Abstellgleis schoben und mobbten, um mich loszuwerden. In Anbetracht meines hohen Gehalts und meinen geringen Chancen auf dem Arbeitsmarkt kurz vor der Rente habe ich nicht nur bis zur Rente durchgehalten, sondern mich auch bemüht, im Interesse meiner Kollegen was am Verhalten der Chefs zu verbessern (siehe Link). Die sind vor mir gegangen (siehe Nachbarseiten des Links), während ich am Ende nahtlos in Rente ging.
Ich kenne einige Leute, die schon seit vielen Jahren im selben Unternehmen arbeiten und sich häufig wortreich über ihren besch…en Job und die Sch…firma beklagen. Auf die Frage, warum sie sich denn nicht einen anderen Job suchen, kommen oft folgende Ausreden:
– Hier in der Gegend gibt es keine anderen Jobs, ich will nicht pendeln oder umziehen müssen
– Ich bekomme später mal eine gute Betriebsrente, die ich nicht verlieren will
– Ich befürchte, im neuen Job in der Probezeit gekündigt zu werden.
– Ich habe mich seit 20 Jahren nicht mehr beworben und weiß nicht, wie das geht
– Ich fürchte, dass es sich in meiner jetzigen Firma herumsprechen könnte, dass ich mich woanders bewerbe (in meiner Branche kennt jeder jeden, das würde sofort bekannt werden, wenn ich mich beim Wettbewerber bewerbe).
Für mich war und ist es unvorstellbar, es in einem Job, den ich hasse, auszuhalten. Ich verstehe nicht, warum man nicht wenigstens mal versucht, sich einen anderen Job zu suchen. Ein paar Bewerbungen loszuschicken und mal auszutesten, was man für Chancen hat, kostet fast nichts und kann eine wertvolle Erfahrung sein. Nämlich wie hoch der eigene Marktwert ist.
Ja. Genauso ist es. Oder war es – bei mir. Danke für den Beitrag. Ich habe lange Zeit gedacht, mit meiner Geschichte sei ich allein.
Toller goldener Käfig. Doch die Käfigwände rückten immer dichter an mich heran und fingen an mir den Atem zu rauben. Im nachhinein könnte die Zusammenfassung lauten: Mobbing einer erfahrenen erfolgreichen älteren Managerin mit dem Ziel, sie gegen eine junge günstige Kraft zu ersetzen. Die ersten gesundheitlichen Folgen stellten sich ein und zwei Jahre später bin ich dankbar, dass ich meiner inneren Stimme gefolgt bin und das toxische Umfeld verlassen habe.
Vielen Dank für den Beitrag!
Der Punkt „Masochismus“ müsste genauer untersucht werden. Meine Hypothese ist, dass eine unglaublich grosse Zahl an Menschen, egal, wo man sie hinsetzt, jammern, schimpfen, die Zeit teilweise absitzen und einen grossen Teil Ihrer Arbeitszeit unproduktiv sind. Das brauchen die!
Ich kann viele Menschen verstehen, die nicht wechseln wollen.Entweder haben sie Kinder und können sich einen Verdienstausfall oder eine Minderung nicht leisten (nicht alle in scheiß Jobs verdienen nämlich viel Geld!), andere waren bereits bei anderen Arbeitgebern, wo es nicht besser war. In ländlicheren Regionen gibt es oft auch wenig andere Arbeitgeber und durch Haus und Kinder ist man gebunden. Da muss man dann priorisieren, was einem wichtiger ist, aber oftmals versucht man das Leiden der Kinder zu minimieren und man schätzt sein gewohntes Umfeld und Haus vielleicht zu sehr, um zu verkaufen und wegzuziehen. So einfach ist das immer alles nicht!
Ich selbst will aus diesem Grund keine Kinder und kein Eigenheim, bringt nur Ärger und Verpflichtungen…
Vielen Dank für den Beitrag und für die bisherigen Kommentare!
Das „Argument“, es sei „alles nicht so einfach“ und man habe ja „Verpflichtungen“, kenne ich nur zu gut. Meiner Meinung nach führt jedoch genau dieses (leider sehr häufig vorkommende) Verharren im Gewohnten dazu, daß in vielen Unternehmen ein so schlechtes Betriebsklima herrscht. Diejenigen „Kollegen“, welche nach eigenem Bekunden (und oftmals seit vielen Jahren) ein monatliches „Schmerzensgeld“ beziehen (ganz egal ob hoch oder niedrig ;-) und die letzten 20 (!) Jahre ihres Berufslebens dann „auf die Rente warten“, tun sich selbst damit keinen Gefallen – denn: man lebt nur einmal :-) Leider haben die Betreffenden noch weitere „Angewohnheiten“: Andere Mitarbeiter links liegen zu lassen, neue Mitarbeiter bei Vorgesetzten in Misskredit zu bringen und häufig auch ganz offen zu mobben. Das deutsche Kündigungsschutzgesetz lässt grüßen – dieses macht es allzu einfach, auch bei eklatantem Fehlverhalten am ungeliebten Job zu „kleben“. Auch ich hatte schon einige derartige „Kollegen“. Wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde :-/
Daß Angehörige wirklich davon profitieren, kann ich mir (ebenfalls aus eigener Erfahrung) nicht vorstellen. In meinem Umfeld habe ich die Beobachtung gemacht, daß die negative Lebenseinstellung auch und gerade im Privatleben durchschlägt. IMHO hat kein Kind etwas davon, ein ständig gestresstes und genervtes Elternteil zu haben, welches bei jeder Kleinigkeit seinen Unmut an anderen auslässt (denn in der Firma „darf man es ja nicht“). Kinder, welche zu viel Geld (und zu wenig Zuwendung) erhalten, werden ebenfalls häufig zu „Frustkäufern“.
Die Kehrseite der Medaille: Mut gehörte in deutschen Personalabteilungen offensichtlich noch nie zu den erwünschten persönlichen Eigenschaften. Das „Aushalten“ unerfreulicher und ungesunder Arbeitsverhältnisse wird akzeptiert (und somit belohnt), positiver Veränderungswillen in jedweder Hinsicht wird (immer noch ;-) mit großem Misstrauen betrachtet. Die hierzulande mangelnde (oder fehlende) Fehlerkultur tut ein Übriges. Solange Personalverantwortliche und Führungskräfte, welche selbst völlig „stromlinienförmig“ sind, die Entscheidungen über Neueinstellungen maßgeblich beeinflussen, wird sich wohl nicht viel ändern.
Lebensfreude lässt sich nicht mit einem hohen „Schmerzensgeld“ (er-)kaufen. Eine gute Möglichkeit, diese zu „erwerben“, ist die im Beitrag vorgeschlagene: etwas Neues wagen, ohne sich der üblichen Ausreden zu bedienen.
Der Arbeitsmarktforscher Stefan Sell von der Hochschule Koblenz hat das Thema Bezahlung genauer recherchiert. Zitate von Ihm:
„Nur rund 60 Prozent der Vollzeitjobs entstehen in Bereichen, in denen das Lohnniveau halbwegs ordentlich ist. 40 Prozent dieser Arbeitsplätze werden hingegen deutlich schlechter bezahlt als früher.“
„Unter den 40 Prozent der Arbeitnehmer, die heute schlechter verdienen als vor 20 Jahren, befinden sich viele Leistungsträger unserer Gesellschaft. Beispielsweise Handwerker oder andere Arbeiternehmer mit einer soliden Berufsausbildung.“
Die Bezahlung in D ist in vielen Branchen mäßig bis schlecht, auch bei guter Bildung.
Sehr interessant zu lesen, was Arbeitnehmer am wichtigsten beim Beruf bewerten. Erstaunlich zu erfahren, dass Geld nicht unter den ersten 5 Stellen liegt. Ich bin damit einverstanden, dass Freiheit eine der wichtigsten Faktoren ist. Ich finde auch persönliche und berufliche Herausforderungen sehr relevant und motivierend.
Viele sollten sich mal fragen, warum heute alle von „jobs“ reden? Früher gab es noch Berufe, man fühlte sich zu etwas „be rufen“. Jobs sind nur Mittel zum Zweck. Die Entitäten, welche diese „jobs“ ausführen, sind zudem alle ersetzbar. Die meisten „Jobs“ sind zudem Nutz-&Sinnlos. An dem Lohn eines „Jobs“ verdienen andere mehr als Du. Die Frechheit ist sogar, dass die Entität, welche den „Job“ „ausübt“, bitteschön alle Kosten zu tragen hat, damit der „job“ überhaupt erledigt werden kann (Anfahrt zur Arbeitsort, Weiterbildung, Gesundheitsvorsoge). Zudem stelle ich Euch die Frage: warum gibt es heute keine „Personalbüros“ mehr und warum nennt man diese Tätigkeit nun (wörtlich übersetzt) „Manager für menschliche Resourcen“? Der Mensch scheint die einzige Ressource zu sein, welche sich selbst wieder mit Energie auflädt (Schlaf und Nahrung), sich zum Arbeitsort selbst transportiert (Arbeitsweg), seine Intigrität und Struktur beibehält (Gesundheitsvorsorge) und dessen Preis bei Bedarf/Nachfrage nicht steigt (Fachkräftemangel).
Ich nehme an, dass dieser Beitrag aufgrund der Wahrheit nicht veröffentlich wird. Sehr Schade.
Hallo Peter,
es ist Ihre Sichtweise und warum sollte ich sie nicht veröffentlichen? Dafür sind die Kommentare hier im Blog ja da.
Viele Grüße
Bernd Slaghuis
Lieber Herr Slaghius,
seit Jahren schon lese ich Ihren Blog, welcher für mich klar heraussticht aus der Menge an Coaching-Blogs. Was ich allerdings beobachte, nicht nur bei Ihnen, sondern eigentlich trifft das auf die gesamte Coaching-Szene zu: Es geht immer und ausschließlich nur um die hochbezahlten Manager, die in den allermeisten Fällen eben auch das nötige Kleingeld für ein Coaching oder etwaige Aussteigerszenarios haben. Die kleine Sekretärin, die sich in ihrem Job absolut fehl am Platz fühlt, jedoch als Alleinerziehende jeden Cent umdrehen muss, hat kaum Chancen auf eine Neuorientierung, ein Sabbatical im buddhistischen Kloster in Thailand oder ein teures Coaching. Auch das nebenberufliche „Umlernen“ mittels Studium, Weiter- oder Aufstiegsfortbildung ist in der Regel unbezahlbar, die Förderungen oft schwer bis gar nicht zu erhalten. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich nehme an, dass für einen Coach nur die hochbezahlten Manager eine attraktive Zielgruppe darstellen, da diese in der Lage sind, die wertvollen Bertatungsleistungen eines Coaches in Anspruch zu nehmen. So ist auch in den meisten Artikeln nur von eben jenen Managern und deren Nöte die Rede, fast ausschließlich handelt es sich dabei um Akademiker. Das Problem der „inneren Kündigung“ haben aber bei weitem nicht nur die Vertreter aus den Führungsetagen.
Viele Grüße
Maria
Hallo Maria,
danke für Ihren Kommentar und toll, dass Sie mir schon so lange folgen. Wenn es Ihr Eindruck ist, dass ich bei meinen Texten vor allem hochbezahlte Manager im Blick habe, dann täuscht dies – und ich sollte darauf auch stärker achten. Denn ganz im Gegenteil, ich arbeite im Karriere-Coaching häufiger mit Angestellten ohne Führungsfunktion als mit Führungskräften. Ja, für viele ist das Honorar eine Stange Geld, einige leisten sich auch nur 1-2 Stunden pro Monat oder bitten mich um Ratenzahlungen. Das ist alles kein Problem für mich, denn es ist mir wichtig und es macht mir Freude, sowohl mit Nicht-Akademikern und „einfachen“ Angestellten als auch mit Führungskräften und Managern zu arbeiten. Insofern ist Ihr Eindruck meiner Zielgruppe – das mag bei anderen Coaches anders sein – ein Falscher.
Viele Grüße
Bernd Slaghuis
Hallo,
ja, ausgebremst vom Vorgesetzten wegen Kompetenz, werde ich nun mit 60 meinen arbeitsfreien „Job“ bis 63 aushalten MÜSSEN. Mit 50 ist man ja schon „zu alt“ für eine Stelle. Lustigerweise kann ich dann mit 63 natürlich selbstständig durchstarten. Das darf man dann wieder in dieser Gesellschaft. Schon komisch. Und genauso mache ich es. Viel Kaffee trinken, Treppe rauf, Treppe runter (Sport muss sein).